Ich weiss nicht genau warum, aber ich mag kein Grün. Wobei, das stimmt nicht ganz – ich mag vielleicht einfach nur gewisse Grüntöne. Ich mag zartes, entsättigtes Grün – ein Ton, der vielleicht eher Richtung olive geht. Diese klassische Grasgrün, davon bekomme ich Ausschlag. Und soweit ich weiss, geht es nicht nur mir so. Warum das so ist kann ich nicht beurteilen, vielleicht ist es auch einfach ein Trend.

Früher, zu ganz extremen Phasen der Grün-Allergie, habe ich konsequent alles Grün in Brauntöne umgewandelt. Braun-orange Wiese, damit hatte ich kein Problem. Mittlerweile bin ich etwas gemässigter und bleibe gerne etwas näher an der Realität, doch nachwievor möchte ich kein knalliges Froschgrün in meinen Bildern. Meistens jedenfalls 🙂

Wie aber kommt man zu diesem zarten Grün? Als ich noch am Anfang stand, sah ich diese Farbtöne bei ganz vielen Fotografen aber wusste nicht, wie ich sie erreichen kann. Irgendwann habe ich mir meine ersten Presets gekauft und habe die Einstellungen studiert, und so habe ich über die Zeit sehr viel gelernt. Einige dieser Erkenntnisse möchte ich hier weitergeben:

1. Grün ist oft eigentlich gelb! Sowohl in Lightroom als auch in Photoshop kann man die einzelnen Farbkanäle separat manipulieren – was super cool ist! Wenn man aber den Grün-Kanal verändert, passiert meistens nicht so viel. Der knallige Anteil von grün versteckt sich oft in den Gelb-Tönen. Zieht man an diesen Reglern, ändert sich meistens ziemlich viel
   
2. Wähle die Grün-Töne passend zu den anderen Farben im Bild. Grün ist nicht gleich grün, es gibt verschiedene Temperatur-Varianten. Kältere Versionen gehen schon fast etwas ins blau oder türkis und passen vielleicht deshalb auch besser zu Bildern mit kälteren Farbtönen. Wärmere Töne gehen eher Richtung olive und passen zu warmen Bildern. Ich liebe zum Beispiel die Kombination aus olive und orange bzw. braun.
   
3. Entsättigen hilft! Meine Grün- bzw. Gelb-Sättigungs-Regler (siehe Punkt 1) sind oft ziemlich stark reduziert. Selten mal ziehe ich sie auch ganz nach unten, das kann allerdings je nach Bild auch ziemlich unnatürlich aussehen (graues Gras…). Die Grüntöne sanft zu reduzieren hilft aber definitiv dabei, diese giftgrünen Flächen zu vermeiden ohne in die “Oranges-Gras-Phase” abzurutschen 🙂 Es entstehen schöne, pastellige, und trotz allem noch natürlich wirkende Grüntöne.
   
4. Auch die Luminanz, also die Helligkeit des Farbtons, hat einen Einfluss auf das Erscheinungsbild der jeweiligen Farben. Zieht man sie nach unten, steigt die Sättigung eher etwas, zieht man sie nach oben, wird die Farbe etwas ausgebleicht, dafür entsteht oft eine Art Glanz. Ausprobieren!
   
5. Das Kalibrierungs-Panel in Lightroom! Es findet sich ganz unten und wird dadurch wahrscheinlich oft vergessen, aber es ist unglaublich mächtig wenn es um die Farbbearbeitung geht. Nicht nur der Regler “Primärwerte Grün” hat einen Einfluss auf die Grüntöne, auch alle anderen Slider verändern das Grün im Bild. Ein tolles Tool um einen individuellen Look zu kreieren.
   

Stark gesättigtes, relativ natürliches Grün einer Wiese.

Die Sättigung von Grün und Gelb komplett auf Null gesetzt: Das Gras wird grau. Ein moderner, aber etwas auf die Spitze getriebener Look. Solche Extreme sind oft Trends, über die man in wenigen Jahren wahrscheinlich lachen wird.

Leicht entsättigtes, eher kaltes Grün. Bildet einen Kontrast zu der warmen Fellfarbe des Pferdes, es sind schon fast Komplementärfarben. Das kann man bewusst als Stilmittel einsetzen.

Leicht entsättigtes, aber sehr warmes Grün. Der Grünton geht Hand in Hand mit den restlichen, sehr warmen Farben des Bildes.

Brauchst du Hilfe bei der Bildbearbeitung? Ich biete Coachings für Adobe Lightroom und Photoshop. Schau dir ausserdem meine Presets an, du kannst sie sowohl in Photoshop wie auch in Lightroom verwenden!

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